Wie ist es, in einer Zeit voller Umbrüche aufzuwachsen?
Die Nachwendezeit, in der auch ich in Mecklenburg-Vorpommern groß geworden bin, war vielerorts von rechter Gewalt geprägt. Die Umbrüche brachten nicht nur Chancen, sondern auch eine Welle von Unsicherheit und Gewalt mit sich. Alte Strukturen brachen zusammen, neue Perspektiven blieben jedoch oft aus. In dieser Zeit der Unsicherheit gehörte rechte Gewalt für uns zum Alltag. Die sogenannten ‚Baseballschläger-Jahre‘ waren eine Zeit, in der es Orte gab, um die man lieber einen großen Bogen gemacht hat, da Neonazis das Sagen hatten. Wer anders aussah oder ‘nicht dazugehörte’, musste ständig damit rechnen, angegriffen zu werden – das war bittere Realität für viele Ostdeutsche.
Das Theaterstück „Nullerjahre“ in der M*Halle des Mecklenburgischen Staatstheaters zeigt eindrucksvoll, wie prägend diese Zeit war. Leider sind die Parallelen zur Gegenwart erschreckend: Auch heute fühlen sich viele Jugendliche orientierungslos und übersehen. Die hohe Zahl an jungen Menschen, die rechts wählen, zeigt, dass Rassismus und rechtsextremes Gedankengut wieder an Boden gewinnen.
Mit @katharina.warda und Regisseurin Nina Gühlstorff habe ich darüber gesprochen. Unsere Botschaft ist klar: Wir dürfen diese Entwicklungen nicht nur besorgt beobachten, sondern müssen jetzt laut sein und handeln – um jungen Menschen wieder Perspektiven zu geben und für ein sicheres, friedliches Zusammenleben zu sorgen.
📸 Selin Jasmin / @photobyselin