Ich bin zur Zeit um die Wende geboren. An das geteilte Deutschland habe ich also keine persönliche Erinnerung. Schwerin war bereits Teil der BRD als ich als Kind mit meinen Eltern hier ankam. Trotzdem prägt die Teilung unser Land – und auch mich – bis heute. Ich erkenne es vor allem als Geschichte von persönlichen Schicksalen, Erfolgen und Herausforderungen, die Menschen gemeistert haben.
Die Wiedervereinigung ist ein langer Prozess, der Zeit braucht und nicht immer linear läuft. Aber sie zeigt, dass Wandel möglich ist.
Gerade hier sehe ich eine Chance für unser Land. Auf uns zu blicken, uns miteinander und unserer eigenen Geschichte zu beschäftigen, zu reflektieren, zu lernen und uns weiterzuentwickeln. Nur wenn wir wissen, woher wir kommen, wissen wir wohin wir gehen wollen. Der Tag der Deutschen Einheit ist ein Moment, an dem wir uns genau diese Frage stellen sollten: Wie wollen wir in Zukunft leben, wer wollen wir als Deutsche sein? Wollen wir in alten Ordnungen verhaftet sein oder die Realität einer komplexen und pluralen Wirklichkeit anerkennen und mitgestalten?
Die Antworten darauf zu finden, braucht eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung. Unterschiede und Konflikte auszuhalten, nicht in Hass zu verfallen, sondern sich mit Empathie zu begegnen, darauf wird es ankommen.
Für eine positive deutsche Identität, die nicht ausschließt, sondern die vielfältigen Lebensrealitäten der 84 Millionen hier lebenden Menschen anerkennt und wertschätzt.